Das Blut des Teufels by James Rollins

Das Blut des Teufels by James Rollins

Autor:James Rollins [Rollins, James]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2012-02-29T14:17:34+00:00


FÜNFTER TAG

Inkarri

Freitag, 24. August, 6.30 Uhr Cusco, Peru Joan hatte die ganze Nacht über kein Auge zugetan. Sie saß an dem kleinen Schreibtisch in ihrer Zelle und eine winzige Öllampe warf ihren Schein auf ihr Werk. Das zerknitterte, gelbliche Papier lag auf der wurmstichigen Tischplatte. Der Bleistiftstummel in ihrer Hand war stumpf, der Radiergummi bis zur Metallhülse abgerieben. Sie hatte ihre handgeschriebene Kopie der verschlüsselten Botschaft vor sich, die sie auf der Rückseite von Bruder Francisco de Almagros Kruzifix vorgefunden hatte, und arbeitete nach wie vor an der Entzifferung der Symbole. Niemand hatte daran gedacht, ihr das Papier abzunehmen, aber wozu auch? Niemand außer ihr und Henry kannte die Bedeutung der hingekritzelten Zeichen.

Joan tippte sich mit dem Bleistift an die Lippen. »Wovor hast du uns warnen wollen?«, murmelte sie zum tausendsten Mal, seit sie nach dem Essen am vergangenen Abend in ihre Zelle zurückgekehrt war. Sie hatte nicht schlafen können, weil sie den Kopf so voll hatte: Einerseits machte ihr die Gefangenschaft Sorgen, andererseits verspürte sie aber auch Neugier, was die Enthüllungen im Laboratorium der Abtei wohl zu bedeuten hatten.

Und ihr Mitgefangener im Flur unten bot ihr keinen Trost. Nachdem Henry erfahren hatte, dass sein Neffe in Gefahr war, hatte er sich von ihr zurückgezogen. Sein Blick war hart und wütend geworden, sein Verhalten verschlossen. Er hatte während des ganzen Abendessens kein einziges Wort gesprochen und sogar sein Lammfilet kaum angerührt. Jegliche Versuche ihrerseits, seine Ängste zu zerstreuen, waren mit höflicher Zurückweisung erwidert worden.

Also war Joan voller Anspannung und Furcht in ihre Zelle zurückgekehrt. Etwa um Mitternacht hatte sie mit ihrer Arbeit an dem Code angefangen, nachdem ihre Versuche, etwas Schlaf zu finden, erfolglos geblieben waren.

Joan starrte ihr nächtliches Werk an. Große Teile der Botschaft waren übersetzt, aber noch klafften viele Lücken. Ihr bisheriger Erfolg war größtenteils dem Hinweis zu verdanken gewesen, den sie von Abt Ruiz persönlich erhalten hatte: der Name el Sangre del Diablo. Aus der großen Vielfalt der runenähnlichen Symbole hatte Joan bereits geschlossen, dass jede Einkerbung einem Buchstaben des Alphabets entsprach. Folglich ging es darum, jedes Zeichen durch einen Buchstaben zu ersetzen. Also musste sie eine Abfolge von Symbolen finden, die der Abfolge von Buchstaben in el Sangre del Diablo entsprach. Sie hatte darum gebetet, dass der Mönch diesen Namen irgendwo in dem Kryptogramm erwähnt hatte.

Und er hatte es getan!

Mit dieser Hand voll Zeichen, die sie bereits mit Buchstaben ersetzen konnte, war es lediglich eine Sache der Empirie, den Rest des Kryptogramms zu entziffern. Trotzdem war es schwierig. Ihr Spanisch war alles andere als flüssig. Sie hätte gern Henry bei sich gehabt – insbesondere, seit sie beunruhigenderweise entdeckt hatte, dass die bislang entzifferten Bruchstücke offenbar Teil der letzten Worte des Mannes waren, seiner letzten Warnung an die Welt.

Sie hielt das Papier hoch. Ein Schauer überlief sie, als sie las: Hier ist mein letzter Wille. Möge Gott mir vergeben … die Schlange von Eden … Pestilenz … Blut des Satans verdirbt Gottes Werk … Prometheus hält unsere Erlösung in Händen … betet … möge die Schlange niemals freigelassen werden.



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